Einwurf: Der Ball rollte erstmals

<< Anpfiff Inhaltsverzeichnis Zweite Halbzeit >>

Der Radfahrerverein Wanderlust Hochdorf erlebte ein rasches Wachstum und 1923 meldete er bereits 70 Mitglieder. Doch einigen von ihnen genügte das Nur-Radfahren offensichtlich nicht. In der Mitgliederversammlung vom 28.9.1924 wurde ein Antrag eingereicht, eine Fußball-Abteilung anzugliedern. Der Antrag wurde abgelehnt. Doch der Drang zum Ball war nicht mehr aufzuhalten. Noch 1924 wurde von einer kleinen Gruppe ein Fußball-Verein in Hochdorf gegründet.


Wilde Mannschaft 1925
1.Reihe von links: Albert Schondelmeier, Ferdinand Merkle, Wilhelm Imm
2.Reihe von links: Ernst Stahl, Arthur Reich, Franz Müller, Alfons Meybrunn, Franz Bürgi, Josef Hank, Josef Hellstab
3.Reihe von links: Karl Metzger, Heinrich Hellstab, August Fehrenbach, Karl Heim, Alfons Kümmerle, Felix Fischer, Josef Bürgi, Dr. Rudolf Stoll

Nach der Bildung der „Deutschen-Jugend-Kraft(DJK)“, einer katholischen Sportorganisation, schloss sich der junge und kleine Verein dort an und nahm in der Folge an deren Punktspielbetrieb teil. Unter dem Namen „DJK Grün-Weiß Hochdorf“ errang man auf Anhieb die Meisterschaft und stieg auf. Weitere Erfolge folgten. Am Ende der Saison 1931/32 stand man wiederum auf Platz 1, musste für den Aufstieg jedoch ein Entscheidungsspiel gegen den anderen A-Klassen-Staffelsieger austragen. Gespielt wurde auf dem Wiehre-Sportplatz, Gegner war Kirchzarten. Das Entscheidungsspiel musste jedoch abgebrochen werden, da der Ball im naheliegenden Bach verloren ging und nicht mehr auffindbar war. Einen Ersatzball hatte man nicht zur Stelle. Das Wiederholungsspiel gewann Hochdorf dann mit 3:2.


1.Mannschaft 1927
1.Reihe von links: August Fehrenbach, Ernst Stahl, Albert Schondelmeier, Wilhelm Imm, Franz Bürgi
2.Reihe von links: Ferdinand Merkle, Franz Müller, Arthur Reich, Felix Fischer, Gerhard Band, Schiedsrichter Egle

Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten wurde die konfessionelle „DJK“ verboten und aufgelöst. Der Spielbetrieb der Fußballmannschaft ging jedoch noch bis zum Überfall auf Polen 1939 weiter und wurde erst danach eingestellt. Parallel dazu gibt es Unterlagen, wonach der Radfahrerverein Wanderlust Hochdorf noch bis 1936 Radrennen in Hochdorf ausgetragen hat. Es ist wahrscheinlich, dass die beiden Sportvereine sich bald nach der erzwungenen DJK-Auflösung vereinigt haben.


1.Mannschaft 1936
1.Reihe von links: Reinhard Reich, Franz Weber, Karl Metzger (Reute)
2.Reihe von links: Martin Schätzle (1.Vorsitzender), Wilhelm Bürgi, Gerhard Band, Josef Fischer, Felix Fischer, Karl Waiben, Alfons Metzger, Franz Meybrunn, Dr. Rudolf Stoll, Josef Oberrieder

Eine genauere Darstellung ist nicht möglich, da die lückenlos geführten und noch vorhandenen Protokollbücher des Radfahrervereins Wanderlust Hochdorf am 23.Mai 1933 abbrechen. Die folgenden Seiten sind aus dem Protokollbuch herausgerissen. In den Unterlagen des SV Hochdorf findet sich dazu folgende Notiz: „Die weiteren Protokolle von 1933-39 – über die Hälfte des Buches – wurden aus politischen Gründen 1945 beim Einmarsch der Alliierten(Franzosen) entfernt und vernichtet, da sie ganz auf die Hitlerzeit ausgerichtet waren und auch mit dem seinerzeit üblichen Grußwort „Heil Hitler“ unterzeichnet wurden. Darunter befanden sich auch die Protokolle, die 1934 den Zusammenschluß mit dem Fußballverein zum „Sportverein Hochdorf“ beinhalteten. Nach dem Zusammenschluß wurde ganz auf den Radsport verzichtet und nur noch der Fußballsport betrieben, den man bei Kriegsbeginn 1939 ganz einstellen mußte. Auf Anordnung der Besatzungsmacht erfolgte 1945 die Auflösung aller bestehenden Vereine.“

Interessant in diesem Zusammenhang: Martin Schätzle, der seit Gründung 1920 dem Radfahrerverein und von der Wiedergründung im Juli 1950 bis 1960 dem SV Hochdorf als 1.Vorsitzender vorstand, fungierte von 1940 – 1945 als Bürgermeister der Gemeinde Hochdorf.
Nach der Befreiung Deutschlands lösten die Alliierten sämtliche bestehende Parteien, Verbände und Vereine auf, so auch den Sportverein Hochdorf im Mai 1945. Neue, demokratisch aufgebaute Vereine, durften ab Ende 1946 wieder gebildet werden.

<< Anpfiff Inhaltsverzeichnis Zweite Halbzeit >>