Meisterschaft: Die goldenen 70er- Jahre

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Die 70er-Jahre gelten in der Geschichte der Bundesrepublik als das Aufbruchsjahrzehnt. Im Nachgang der Studentenbewegung wurden viele verkrusteten Strukturen hinweggefegt, die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition öffnete bislang verschlossene Mauern und Zäune und schließlich brachte der Öl-Schock die Erkenntnis von den Grenzen des Wachstums.

Entwicklungslinien, die man durchaus auf die Geschichte des SV Hochdorf übertragen kann. In den späten 50er- und den 60er-Jahren dümpelte die 1. Mannschaft in den Niederungen der C-Klasse und regelmäßig klagten die Trainer über Spielermangel und fehlenden Trainingsfleiß.

Am Start der Saison 1970/71 verfügte der Verein erstmals über ein großes Potential junger Spieler. Dazu kam mit Arnoldo Hintz ein Trainer, dem es hervorragend gelang, aus diesen Jungen zusammen mit 3-4 älteren Spielern eine Mannschaft zu formen. 1963 war er als „Gastarbeiter“ aus Brasilien nach Deutschland gekommen. Sein Geld verdiente er u.a. in der Plastikfabrik in Bötzingen, seine Fußballkunst zeigte er sieben Jahre in den Reihen des SV Buchheim, bevor er als Spielertrainer nach Hochdorf kam. Arnoldo Hintz, Sohn deutscher Auswanderer, war in Brasilien geboren und aufgewachsen. Was das für einen Fußballer bedeutet, muss hier wohl nicht weiter ausgeführt werden. Zur Erinnerung: als er 1970 das Traineramt in Hochdorf übernahm, waren die Kicker vom Zuckerhut gerade zum dritten Mal Weltmeister geworden. Seine technischen Fähigkeiten prädestinierten ihn dazu, den jungen Wilden noch viele Tricks zu zeigen und die Mannschaft auf und neben dem Platz zu führen.

Schützenhilfe auf dem Weg zur Meisterschaft leistete ausgerechnet der nicht immer geliebte Nachbar aus Hugstetten, der im vorletzten Spiel den hartnäckigsten Verfolger Jechtingen mit 3:0 schlug. Das letzte Spiel in Jechtingen (Endstand 1:1) war somit bedeutungslos.


Meistermannschaft 1971
1.Reihe von links: Jürgen Disch, Werner Rieflin, Walter Orth, Manfred Merkle, Walter Siegel, Walter Danzeisen, Siegfried Müller
2.Reihe von links: Alwin Hellstab, Bernhard Wieber, Edwin Fregin, Edgar Heiny, Heinrich Kersting, Arnoldo Hintz, Rolf Gutgsell, Robert Schöngarth, Martin Wieber

In der anschließenden Bezirksmeisterschaft setzte die Mannschaft ihren Siegeszug fort. In den Gruppenspielen siegte man zunächst souverän gegen Königschaffhausen und Kollmarsreute, im Endspiel am 27.6.1971 in Buchheim wurden die FFC-Amateure II 1:0 besiegt.

Am nächsten Tag stand im Sportteil der Badischen Zeitung: „In Buchheim standen sich zwei ebenbürtige Partner gegenüber. Die Freiburger zeigten ein technisch gutes Spiel, scheiterten aber an der guten Abwehr der Hochdorfer Elf. Das Tor des Tages erzielte in der 35. Minute Walter Siegel. Nach dem Wechsel kamen die Freiburger zwar stark auf, doch ihr Sturm spielte ohne Konzentration und schoß auch ungenau.“

Fünf Jahre später folgte dann als Höhepunkt der goldenen 70er der Aufstieg in die damalige A-Klasse, heute Bezirksliga. Die Meisterschaft wurde errungen mit dem Großteil der 71er-Mannschaft, ergänzt durch weitere Jugendspieler und drei Zugänge von auswärtigen Vereinen.


Meistermannschaft 1976
1.Reihe von links: Gerhard Grundel, Reinhard Siegel, Manfred Merkle, Volker Seidl, Edwin Fregin
2.Reihe von links: Siegfried Müller (Spielausschuss), Klaus Schrodi, Jürgen Disch, Dieter Muy, Klaus Schoch, Walter Siegel, Siegfried Klein, Helmut Häberlin, Heribert Hank, Eduard Dännart (1.Vorsitzender)

Aus heutiger Sicht muss man feststellen, dass diese Erfolge jedoch zu sehr genossen und zu wenig analysiert wurden. Nach der Rückkehr von Arnoldo Hintz nach Brasilien hat es der Verein in den Folgejahren versäumt, solche Trainer zu verpflichten, die das außergewöhnlich hohe spielerische Potential der Mannschaft konsequent gefördert und weiterentwickelt hätten. Anders ausgedrückt: Man gab sich mit Mittelmaß zufrieden und ließ so eine einmalig gute Ausgangsposition weitestgehend ungenutzt verstreichen.

Was folgte, waren Unstimmigkeiten innerhalb des Kaders bis hin zum Abgang einiger Hochdorfer Spieler zu anderen Vereinen. Da man es gleichzeitig versäumt hatte, die eigene Jugendarbeit konsequent weiterzuführen, konnten diese Lücken nicht geschlossen werden. Ergebnis: Der sportliche Absturz bis in die unterste Spielklasse. Der SV Hochdorf war an den Grenzen seines Erfolgsweges vorerst einmal angekommen.

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