64 x 100m – oder warum ist der Rasen so grün?

Diskussionen um die richtigen Spielstätten haben im Freiburger Fußball in den letzten Monaten breiten Raum eingenommen. Es begann mit dem Streit um den nochmaligen Ausbau des Dreisamstadions und endete bei der Glaubensfrage, ob der FFC auch außerhalb des Möslestadions noch denkbar und lebensfähig sein wird.

Innerhalb des SV Hochdorf hat die Sportplatz-Frage nie solche Sprengkraft erreicht. Aber sie hat die Entwicklung des Vereins stark mitgeprägt. Und sie wird möglicherweise die größte Herausforderung sein, vor der der Verein in den nächsten Jahren stehen wird.

Aus den Gemeinderatsprotokollen der Gemeinde Hochdorf geht hervor, daß es in den frühen 20er-Jahren einen Bolzplatz auf dem „Darreplatz“ gab. Der Darreplatz lag in der früheren Vorstadt, heutiger Beginn der Waldstrasse gegenüber vom Waldhock-Platz.

Als dann 1924 der organisierte Fußballbetrieb ins Leben gerufen wurde, gab die Gemeinde das „Wiesenlos Nr. 15 im Gewann Dürrloch“ frei. Noch heute befindet sich auf diesem Gelände der Alte Sportplatz, ca 1 km außerhalb der Ortschaft, am Rande des Mooswaldes.
Das Gelände mußten die Fußballer damals in Eigenarbeit herrichten, roden, einebnen usw. Für den Torbau wurden junge Erlen aus dem nahegelegenen Wald organisiert und zusammengebaut.

Nach der Wiedergründung des Sportvereins 1950 benötigte man einen Sportplatz, um den Spielbetrieb wieder in Gang zu bringen. Mit Beschluß vom 19.9.50 stellte die Gemeinde dem Sportverein den Alten Sportplatz für zwei Jahre unentgeltlich zur Verfügung. Bevor man im Frühjahr 1951 dort erstmals wieder spielen konnte, mußten in Eigenarbeit viele Unebenheiten beseitigt und das Gelände vor allem trockengelegt werden. Parallel dazu entschloß sich der Vorstand, einen neuen Sportplatz anzulegen. Noch im Frühjahr 1951 wurde dem Verein von der Gemeinde ein Gelände überlassen, das sich auf der westlichen Seite zwischen dem Dorf und der sogenannten Vorstand befand. Die Lage war hervorragend, die Bodenbeschaffenheit jedoch katastrophal. Das war kein potentielles Sportgelände, sondern eine Sumpfwiese.

Dennoch willigte der Verein ein und begann noch 1951 mit der Trockenlegung und Einebnung. Schließlich dauerte es allerdings dann noch 6 Jahre bis der Platz fertiggestellt war und eingeweiht werden konnte. Hauptgrund für die lange Bauzeit war die Finanzknappheit des Vereins. Um dennoch über die Runden zu kommen, wurden zunächst Bausteine im Wert von 2.-DM ausgegeben, dann wurden bei Vereinsmitgliedern Darlehen aufgenommen und schließlich mußten alle Mitglieder ran: wer nicht selbst Hand mit anlegte, mußten als Ersatz 5.-DM in die Kasse bezahlen. Am 30.Mai 1957 wurde das Gelände eingeweiht.

Im sportlichen Rahmenprogramm gastierte u.a. die Traditionsmannschaft des Sportclub Freiburg. Nach einem heftigen Gewitter mußten die Spiele vorübergehend unterbrochen werden, da der Regen den neuen schönen Sportplatz in einen See verwandelt hatte

Die Freude über den neuen Sportplatz wurde rasch verwässert. Immer wieder war der Platz durch Pfützen unbespielbar, häufig – vor allem im Winter – mußte man auf den Alten Sportplatz ausweichen.

Vor den Wintermonaten 1961 wurden für die südliche Platzhälfte drei Lichtmasten erstellt, für die erste Flutlichtanlage. Kapazität: 5 Birnen mit einer Leuchtkraft von 2.500 Watt. Doch die Platzverhältnisse verschärften sich. Anfang 1967 wurde gar überlegt, alle Spiele auswärts auszutragen, um in der Zwischenzeit den Platz grundlegend trockenlegen zu können.

In der Vorstandssitzung am 17.Mai 1967 wurde schließlich festgelegt, daß unter Leitung des Bauausschusses (Günter Siegel, Eugen Grüßinger,Hubert Egle) das Projekt in Angriff genommen werden soll. Unter Regie von Günter Siegel wurde in einem 3tägigen Großeinsatz ein Drainagesystem mit vielen Hundert Rohren verlegt.


Betonieren der Drainageschächte

Einmal so in Fahrt, wurde auf der Westseite des Sportplatzes noch ein Hartplatz als Trainingsgelände angelegt.

Die Kosten des Gesamt-Projektes wurden auf 50.640.-DM veranschlagt. Aus heutiger Sicht eine lächerliche Summe, für den finanziell nicht auf Rosen gebetteten SV Hochdorf damals fast unbezahlbar. Ein Drittel der Summe sollte durch Eigenleistungen erwirtschaftet werden; insgesamt 5.240 Stunden freiwillige Arbeitsstunden waren angesetzt. Mehrere Hundert dieser Stunden wurden von Hochdorfer Schülern geleistet. Um die eigene Finanzkraft etwas zu erhöhen, wurde im September 1967 eine Wohltätigkeitsveranstaltung auf der Waldbühne durchgeführt, u.a. mit Kunstradfahren, Akkrobatik, Turnvorführungen der Jugendspieler und einem Schauboxkampf.

Es traten an: Sigello Müllerino von BC Milano (Italien) gegen Dimitrow von Wladiwostok (UDSSR). Mit bürgerlichen Namen hießen die beiden Kämpfer Siegfried Müller und Bernhard BÜrgi und spielten in der 1.Mannschaft des SV Hochdorf.

Im Juni 1969 konnte der SV Hochdorf sein neues, tolles Sportgelände einweihen. Ein Rasenplatz mit Drainage (64 x 100 m), ein Trainingshartplatz (50 x 100 m), dazwischen eine Schulsportanlage plus Vereinsheim.

Hier geht es weiter:
1.Einwurf – oder als der Ball erstmals rollte
Vereinsmeisterschaft 1925
Schwarzwaldfahrt 1928
Zweite Halbzeit 1951 – oder der mühsame Wiederbeginn nach dem Krieg
Sportkleidung – Hemd, Hose, Stutzen – oder Kleider machen Sportler !
Sportplatz – 64 x 100m – oder warum ist der Rasen so grün?