Nico Nemtinow – Aufsteiger des Jahres des SV Hochdorf

Im Sommer ist Nico Nemtinow als Schiedsrichter in die Landesliga aufgestiegen. Seit 2017 ist er Schiedsrichter und nun nach nur 6 Jahren im Alter von erst 21 Jahren der Aufstieg in die Landesliga. Wir gratulieren unserem Aufsteiger und wollen wissen, ob und wie der Weg weitergehen könnte?

SV Hochdorf: Hallo Nico. Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg als Schiedsrichter in die Landesliga? Hast du mit der Beförderung gerechnet oder kam der Aufstieg völlig überraschend?

Nico Nemtinow: Vielen Dank! Tatsächlich ist das schwierig zu sagen. Die eine Seite von mir ist davon ausgegangen, dass ich aufsteige, die andere nicht. Ich hatte mir jedoch vorgenommen, mir erst Gedanken zu machen, wenn das Ergebnis da ist.

SV Hochdorf: Wie kommt es zu einer Entscheidung über den Aufstieg eines Schiedsrichters? Wer entscheidet und nach welchen Kriterien?

Nico Nemtinow: Als Bezirksligaschiedsrichter wird man sechsmal in der Bezirksliga beobachtet. Ob ein Beobachter zum Spiel kommt, erfahren wir erst ca. 15 Minuten vor Anpfiff, in dem sich der Beobachter vorstellt. Vorher hat man keine Chance zu erfahren, ob man beobachtet wird.Die Beobachter bewerten dich in 39 Kategorien, die mit bestimmten Faktoren bestückt sind. Bis ich das jedoch erklärt habe, wäre schon der nächste Tag.

SV Hochdorf: Du bist gerade einmal 21 Jahre alt und schon Schiedsrichter in der Landesliga. Bist du da der Youngster?

Nico Nemtinow: Als Youngster würde ich mich selber nicht bezeichnen wollen. Tatsächlich haben wir noch einen im Bezirk Freiburg, der jünger ist als ich. Es gab auch schon jüngere Schiedsrichter in der Landesliga, jedoch auch nicht all zu viele.

SV Hochdorf: Wie lief deine Karriere bisher? Wie lange pfeifst du schon und dann jedes Jahr ein Aufstieg?

Nico Nemtinow: Meinen Schiedsrichterneulingslehrgang habe ich 2017 im Februar erfolgreich absolviert. Im nächsten Winter wurde ich dann vom C/B Junioren-Schiedsrichter zum A-Junioren-Schiedsrichter und wurde als Assistent im Herrenbereich ausgebildet. Nach einer erfolgreichen Rückrunde wurde ich für den Perspektivkader nominiert. Perspektivkader ist ein Kader, in dem „junge Talente“ vom Bezirk Freiburg in der Kreisliga B durch Coachings von sehr kompetenten Coaches trainiert und in den Spielen gecoacht werden. Im Perspektivkader habe ich drei Jahre verbracht bis ich 2021 den Aufstieg in die Kreisliga A schaffte. Nach einem Jahr Kreisliga A schaffte ich erneut den Aufstieg und stieg 2022 in die Bezirksliga auf. Nach dem Jahr Bezirksliga bin ich jetzt der aufgestiegen und bin ab der Saison 23/24 Schiedsrichter in der Landesliga und darf somit Spiele im Gespann leiten. Außerdem komme ich dadurch auch in der Oberliga Baden-Württemberg als Schiedsrichterassistent zum Einsatz.

SV Hochdorf: Die Amateurfußballer absolvieren gerade ihr Vorbereitung auf die neue Saison. Und der Schiedsrichter? Ruht der jetzt aus nach dem Stress der letzten Saison oder machst du dich jetzt auch fit für neue Aufgaben? Falls ja, wie?

Nico Nemtinow: Am 30.06. war die alte Saison zu Ende, am nächsten Tag begann die neue Saison. Da ich von Montag bis Sonntag einsetzbar bin, könnte es durchaus sein, dass Spiele unter der Woche reinkommen. Sofern ich frei haben sollte, nehme ich mir einen Tag zur Regeneration und am Tag danach gehe ich laufen, um meine Ausdauer zu verbessern. Hierbei mache ich Langstreckenläufe oder Intervallläufe. Jedoch mache ich dies genauso in der Saison. Das bedeutet: wenn ich am Montag ein Spiel für Sonntag bekomme, gehe ich Montag/Mittwoch/Freitag laufen. In den Tagen dazwischen mache ich entweder Pause zur Regeneration oder Kräftigungsübungen.

SV Hochdorf: Wenn die Saison dann läuft. Wie sieht dein Schiedsrichter-Alltag aus? Wie oft pfeifst du, wie viele Spiele pro Saison?

Nico Nemtinow: Tatsächlich nimmt in den letzten zwei Jahren meine Spielanzahl als Schiedsrichter ab, da ich probiere, nicht zu viel zu pfeifen, um immer mit dem gleichen Elan und dem gleichen Feuer in jedes Spiel reinzugehen. Vor zwei Jahren hatte ich 106 Spiele, letzte Runde nur noch 54 Spiele.

SV Hochdorf: Mit 21 schon Landesliga. Da ist natürlich noch viel Luft nach oben. Welches Ziel strebst du an, Verbandsliga Oberliga, Regionalliga?

Nico Nemtinow: Tatsächlich war es immer mein Hauptziel, mit Gespan zu pfeifen. Mit dem Aufstieg in die Landesliga ist mir dies auch gelungen. Da mir bewusst ist, dass ich mit meinen 21 Jahren eine sehr gute Ausgangslage im Vergleich zu anderen habe, möchte ich soweit hoch wie es nur geht. Eine genaue Liga kann ich da nicht sagen.

SV Hochdorf: Aus Südbaden pfeift aktuell Matthias Jöllenbeck in der Bundesliga. Nico Nemtinow irgendwann mal der nächste Jöllenbeck?

Nico Nemtinow: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht von der Bundesliga träumen würde.

SV Hochdorf: Der SV Hochdorf hat aktuell 5 Schiedsrichter, deutlich mehr als viele andere Vereine. Wie gut fühlst du dich als Schiedsrichter im Verein aufgehoben, wie kümmert sich der Verein um seine Schiedsrichter?

Nico Nemtinow: Tatsächlich fühle ich mich sehr wohl beim SV Hochdorf Ich werde immer herzlich empfangen, sofern ich am Sportplatz erscheine, bekomme Aufmerksamkeit und man wird vor allem gewertschätzt, was mir persönlich sehr wichtig ist. Was auch schön ist, dass die Leute von Hochdorf auch einen kennen. Damit mein ich, dass die Spieler oder Mannschaftsverantwortlichen wissen, wer als Schiedsrichter den Verein repräsentiert. Dadurch ist die Freude von meiner Seite immer groß, wenn ich die Spieler oder auch Mannschaftsverantwortlichen sehe und ich mich mit ihnen austauschen kann.